Dorfkernuntersuchung
Untersuchung ausgewählter Dorfkerne hinsichtlich des Gebäudezustandes und Leerstandes in der Region Havelland-Fläming
Gegensätze der Raumentwicklung
Dynamisch wachsende und für junge Leute attraktive Städte auf der einen Seite. Ländliche Räume mit einer steigenden Anzahl älterer Menschen, zunehmendem Leerstand und dem damit einhergehenden Verfall des Gebäudebestandes auf der anderen Seite. Dies sind die beiden gegensätzlichen Entwicklungen, die in aktuellen Berichten zur allgemeinen Raumentwicklung in Deutschland beschrieben werden und die Frage nach der Zukunft der Dörfer aufwerfen.
Der ländliche Raum im Fokus der Politik
Im Jahr 2015 hat der Landtag Brandenburg vor diesem Hintergrund die Einsetzung einer Enquete-Kommission „Zukunft der ländlichen Regionen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels“ beschlossen. Dies hat auch die Regionale Planungsgemeinschaft veranlasst, sich stärker den Entwicklungen im ländlichen Raum zuzuwenden.
Aktualisierte Untersuchung ausgewählter Dorfkerne
Im Rahmen der Projekte RUDER – Rural development in declining regions und Hinterland wurden in den Jahren 2004-2006 ausgewählte Dorfkerne im ländlich geprägten Raum der Region Havelland-Fläming hinsichtlich der Indikatoren Bevölkerungszahl, Altersstruktur, Gebäudezustand der Wohngebäude, städtebäulicher Wert und Leerstände untersucht. Damals attestierte man manchen der begutachteten Dörfern ein demografisch-städtebauliches Risiko in 20 Jahren. In den Jahren 2016/2017, und damit gut zehn Jahre später, wurde diese Untersuchung nun in ähnlicher Weise wiederholt. Die dabei erneut untersuchten 78 Dorfkerne in den Landkreisen Teltow-Fläming, Potsdam-Mittelmark sowie Havelland und insgesamt 3182 betrachteten Häuser zeigen eine bemerkenswerte Entwicklung.
Gute Gebäudezustände bei positiver Tendenz
Der Gebäudezustand ist allgemein auf einem guten Niveau und hat sich im Vergleich zum Jahr 2005 leicht verbessert. So ist der Mittelwert von 2,46 auf 2,4 gestiegen (Bewertung erfolgte nach Schulnotensystem). Mit Blick auf die Karte zeigt sich außerdem, dass sich die Veränderung des Gebäudezustands räumlich unterschiedlich darstellt. Während im Niederen Fläming und im Havelland tendenziell eine leichte Abnahme des Mittelwertes bei einem weiterhin stabilen Zustand zu verzeichnen ist, haben insbesondere die Dorfbewohner im Hohen Fläming ihre Dächer, Fenster und Hausfassaden fleißig erneuert.
Geringe Leerstandsquoten bei sinkender Tendenz
Die Anzahl der insgesamt erfassten leer stehenden Gebäude hat sich von 204 auf 123 Gebäude reduziert. Hier sticht besonders das Havelland hervor. Zwar sind die Dörfer des nördlichsten Landkreises mit einem relativ hohen Ausgangswert im Jahr 2005 gestartet. Erfreulicherweise konnten jedoch verhältnismäßig viele Gebäude in den vergangenen 10 Jahren einer neuen Nutzung zugeführt werden.
Die Leerstandsquote ist insgesamt von 6,41 % auf 3,87 % gesunken. Dies stellt ein vergleichsweise niedriges Niveau dar, zieht man die Durchschnittswerte für Deutschland (4,5 %) und Brandenburg (5,8 %) heran (Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2011).
Ein optimistisch stimmendes Fazit
Die demografische Entwicklung, die weitere Rückschlüsse auf das zukünftige Leerstandrisiko zulassen würde, war zwar nicht Bestandteil der aktuellen Erhebung. Im Ergebnis kann dennoch ein optimistisch stimmendes Fazit gezogen werden: Weder lässt sich derzeit das 2005 prognostizierte erhöhte Leerstandsrisiko, noch die Auflösung tradierter Siedlungsmuster in den Dörfern der Region erkennen.
» Karte: Entwicklung Gebäudezustand
» Karte: Entwicklung Leerstand
Veröffentlicht am: 17.04.2018