Nauen
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Steigende Bevölkerungszahlen seit mehreren Jahren, bedeutender Wirtschaftsstandort im Osten des Havellandes und nur 20 Minuten Fahrtzeit bis zum Bahnhof Berlin-Spandau. Und dennoch zählt das Mittelzentrum Nauen nicht zum aufstrebenden Berliner Umland? Das war nicht immer so!
Vor genau 20 Jahren trat der Gemeinsame Landesentwicklungsplan für den engeren Verflechtungsraum Brandenburg-Berlin in Kraft (siehe LEP eV). Damals gehörte die Stadt Nauen als Mittelzentrum im „engeren Verflechtungsraum“ noch zum Berliner Umland. Im Zusammenhang mit dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin und dem damit einhergehenden Bedeutungsgewinn der neuen Bundeshauptstadt, sollten mit Hilfe des LEP eV die Potentiale bei der Wohnraum- und Gewerbeentwicklung mobilisiert und die Wachstumsimpulse von Berlin genutzt werden.
Ausgrenzung vom Berliner Umland
Im Jahr 2009 trat der neue Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg in Kraft (siehe LEP B-B), der für den Gesamtraum für Berlin und Brandenburg gilt. Er weist auch ein Berliner Umland aus („Stadt-Umland-Zusammenhang von Berlin und Potsdam“), jedoch zählt die Stadt Nauen seitdem nicht mehr dazu. Auch im Entwurf des Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg (siehe Entwurf LEP HR) wird Nauen nicht als Umlandgemeinde von Berlin erwähnt. Gehört Nauen somit zum peripheren ländlichen Raum?
Ländlich geprägt
Bezogen auf die Flächennutzung ist Nauen tatsächlich stark ländlich geprägt. 88 Prozent des Stadtgebietes werden als land- und forstwirtschaftliche Fläche genutzt. Verkehrs- und Siedlungsflächen haben lediglich einen Anteil von 8 Prozent. Gleichwohl ist Nauen mit fast 27.000 ha die zweitgrößte Kommune in der Region Havelland-Fläming ist und verfügt aufgrund dessen auch über zahlreiche Wald- und Ackerflächen.
Aufbruchsstimmung in den Nachwendejahren
Hätte man den Flächennutzungsplan (FNP) der Stadt von 1992 vollständig umgesetzt, so wäre der Anteil der Verkehrs- und Siedlungsflächen heute erheblich größer. Die optimistischen Wachstumserwartungen der Nachwendejahre sahen eine Verdopplung der Einwohnerzahl innerhalb von 10 Jahren vor, was sich auch im ersten FNP der Stadt wiederspiegelt. Die Siedlungsfläche von Nauen sollte um 168 ha anwachsen und sich bis zum ein Kilometer entfernten Ortsteil Neukammer erstrecken. Somit wäre die heute im Süden der Kernstadt verlaufene Umgehungsstraße nicht 500 Meter vom Siedlungsgebiet entfernt, sondern würde über weite Strecken direkt durch die Stadt führen.
Kontinuierliches Bevölkerungswachstum seit 10 Jahren
Die Bevölkerungsentwicklung verlief aber anders erwartet. Auf dem heutigen Stadtgebiet wohnten 1991 rund 16.900 Einwohner. 10 Jahre später waren es ebenso viele. Den Tiefststand der Bevölkerungszahl wurde 2009 mit rund 16.500 Einwohnern erreicht. Seitdem nimmt die Bevölkerungszahl wieder kontinuierlich zu und beträgt aktuell 17.400 Einwohner (Stand 2016). Diese positive Entwicklung schlägt sich auch bei der Ausweisung neuer Wohngebiete nieder. Stellvertretend sei das geplante Wohngebiet „Luchblick II“ im Westen der Kernstadt erwähnt, in dem über 400 neue Wohneinheiten entstehen sollen (siehe Artikel „Ende des Dornröschenschlafs“). Der Zuzug von Neubürgern ist auch bei der Entwicklung der Baulandpreise spürbar. Allein von 2016 zu 2017 nahm der höchste Bodenrichtwert der Stadt um 50 Euro auf nunmehr 140 Euro pro Quadratmeter zu. Das entspricht einer Preissteigerung von 55 Prozent.
Bedeutender Wirtschaftsstandort
Nicht nur neue Einwohner zog es nach Nauen. Begünstigt durch die Nähe zu Berlin und dem nahegelegenen Autobahnanschluss siedelten sich auch zahlreiche Unternehmen in Nauen an. Unter ihnen das BSH Hausgerätewerk, welches mit 800 Arbeitsplätzen der größte Arbeitgeber der Stadt ist. Insgesamt verfügt die Stadt über 8.300 Arbeitsplätze
S-Bahnanschluss
Um der steigenden Bevölkerungszahl, den Berufspendlern und deren Mobilitätsansprüchen gerecht zu werden, wirbt die Stadt seit mehreren Jahren um eine Verbesserung der Bahnverbindungen nach Berlin. Schließlich fahren von den 5.100 Berufspendlern aus Nauen täglich circa 1.500 Menschen nach Berlin. Umgekehrt pendeln täglich rund 5.700 Beschäftigte nach Nauen (Stand 2017). Diskutiert wird, ob der Takt der Regionalbahnen verdichtet wird oder ob Nauen an das S-Bahnnetz angeschlossen werden soll. Dabei fuhr bereits 1930 die S-Bahn bis nach Nauen und zeugte von einer wichtigen Verkehrsverbindung in das Berliner Umland. Mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 verlor die Stadt ihren S-Bahnanschluss.
Sanierung der Altstadt fast abgeschlossen
Rund 80 Prozent der alten Bausubstanz in der Nauener Altstadt wurden seit der Wende wieder hergestellt. Zahlreiche Häuserzeilen, die nach dem großen Stadtbrand von 1695 neu entstanden waren, sehen mit ihrem Fachwerk aus wie in ihren besten Tagen. Mit Hilfe des Energie- und Klimaschutzkonzeptes für die historische Innenstadt sollen die Gebäude nicht nur ihren alten Glanz zurückbekommen, sondern auch weniger Wärme verbrauchen und somit zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen.
Und dann gibt es noch Ribbeck
Seit der Gemeindegebietsreform im Jahr 2003 gehört der Ortsteil Ribbeck ebenfalls zur Stadt Nauen und trägt maßgeblich zur Identifikation der Stadt bei. Mit dem Gedicht „Herr Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ von Theodor Fontane wurde das kleine Dorf auch über die brandenburgische Landesgrenze hinaus bekannt. Das Schloss Ribbeck wurde aufwendig saniert und bildet die Kulisse für zahlreiche Kulturveranstaltungen. An sonnigen Tagen ist Ribbeck ein beliebtes Ausflugsziel für Berliner und Brandenburger und lädt bei einem Stück Birnenkuchen zum Verweilen ein.
Veröffentlicht am: 11.07.2018