Dazu lernen durch Erfahrungsaustausch Hintergrundbild

Dazu lernen durch Erfahrungsaustausch

Ansiedlung von Rechenzentren, Neuland für Brandenburg

Im ersten Quartal dieses Jahres fand zwischen der Stadt Ludwigsfelde und der Gemeinde Wustermark ein Erfahrungsaustausch zum Thema Rechenzentren statt. Die Wirtschaftsförderung von Ludwigsfelde eröffnete den Austausch mit einer kleinen Einführung und zählte auf, was aus ihrer Sicht für die Ansiedlung eines Rechenzentrums spricht und wo Verbesserungsbedarf besteht. Weiter führt diese aus, dass unsere Gesellschaft durch die ständig zunehmende Internetnutzung weitere Rechenzentren benötigt. Gleichzeitig sieht sie in der Ansiedlung eines Rechenzentrums eine Aufwertung der lokalen Infrastruktur. Weiter sei ein Rechenzentrum ein sicherer Arbeitgeber.

Im ersten Quartal dieses Jahres trafen sich Vertreter der Stadt Ludwigsfelde und der Gemeinde Wustermark zu einem intensiven Erfahrungsaustausch rund um das Thema Rechenzentren. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Ludwigsfelde eröffnete den Dialog mit einer Einführung, in der sie hervorhob, welche Vorteile mit der Ansiedlung von Rechenzentren verbunden sind – von der Aufwertung der lokalen Infrastruktur bis hin zu sicheren Arbeitsplätzen. Dabei verwies die Wirtschaftsförderung auch auf den höheren Bedarf an Rechenzentren, der die stetig zunehmende Internetnutzung mit sich bringe.

Kritikpunkte aus der Perspektive der Gemeinden

Aus kommunaler Sicht gibt es jedoch auch Bedenken: Rechenzentren sind mit einem hohen Stromverbrauch verbunden, was für die Infrastruktur der Kommunen und deren Nachbarschaften eine Herausforderung darstellt. Zudem wird bemängelt, dass diese Einrichtungen im lokalen Wirtschaftsleben kaum verankert sind, da sie in erster Linie große Datenmengen speichern und verwalten – ohne dabei eine nennenswerte Wertschöpfung zu generieren oder innovative Entwicklungen voranzutreiben.

Empfehlungen aus Ludwigsfelde

Die Wirtschaftsförderung Ludwigsfeldes empfiehlt daher betroffenen Kommunen nicht zu viele Rechenzentren auf demselben Gemeindegebiet zuzulassen. Wichtig sei auch, vertragliche Regelungen zu treffen, die die Betreiber von Rechenzentren zu regelmäßigen Gewerbesteuer- oder Steuerersatzzahlungen verpflichten – selbst dann, wenn der Firmensitz außerhalb des Gemeindegebiets liegt.

Wichtig erscheint ebenfalls aus den Erfahrungen der Stadt Ludwigsfelde, darüber nachzudenken, ob eine verantwortungsvolle dezentrale Verteilung von Rechenzentren durch die Regionalplanung geboten wäre. Da Rechenzentren im Grunde ortsunabhängig agieren, könnten sie auch in ländlich geprägten, peripheren Gebieten errichtet werden, wo Windkraft und Solarenergie ebenfalls verfügbar sind. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Ludwigsfelde regte zudem an, Modelle der kommunalen Teilhabe zu diskutieren – ähnlich den Sonderabgaben, die bei Windenergie- und Photovoltaikanlagen Anwendung finden.

Unendlich hohes Abwärmepotenzial für die umliegenden Gemeinden

Laut dem stellvertretenden Bürgermeister der Gemeinde Wustermark Herr Schollän wird auf dem Gewerbegebiet der Gemeinde ein Rechenzentrum mit zwei Standorten in unmittelbarer Nähe zum Umspannwerk errichtet. Der dazu benötigte Bebauungsplan ist von der Gemeindevertretung genehmigt. Die Umsetzung des Projektes erfolgt in mehreren Schritten. Das erste Modul soll schon im Jahr 2026 seine Arbeit aufnehmen. Mit einer Gesamtleistung von fast 300 Megawatt an Abwärme, die bei Finalisierung des Projektes entstehen soll, wäre nicht nur die Gemeinde Wustermark versorgt, sondern auch umliegende Kommunen könnten davon profitieren.

Unterstützt von einer erfahrenen Rechtsanwaltskanzlei entstand hierzu ein städtebaulicher Vertrag, der nach Ansicht der Ludwigsfelder Vertreterinnen als Blaupause dienen kann. Darin werden nicht nur Themen wie Abwärmenutzung, Naturschutz und artenschutzrechtliche Ausgleichsregelungen sondern auch städtebauliche Verpflichtungen der Rechenzentrenbetreiber umfassend regelt.

Mehr Informationen finden Sie unter: https://www.wustermark.de/wirtschaft/rechenzentrum/

Ausblick: Weiterer Austausch soll folgen

Der produktive Austausch hat den Weg für zukünftige Treffen geebnet. Beide Kommunen sind sich einig, dass eine erweiterte Diskussionsrunde notwendig ist – idealerweise gemeinsam mit der Stadt Hanau in Hessen, die bereits über umfangreiche Erfahrungen in der Integration von Rechenzentren in ihre Stadtstruktur und entsprechend viel Verhandlungsexpertise im Umgang mit Rechenzentrenbetreibern verfügt. Eine weitere Online-Konferenz ist für das zweite Quartal 2025 vorgesehen.

Stand: 10.06.2025