Neuartige Biogas-Anlage in Damsdorf
Eine Anlage dreifacher Nutzen
Biogas ist ein wichtiger Energieträger, der in unserer Region Havelland-Fläming in allen Landkreisen vertreten ist. Etwa 180 Biogasanlagen zählt man in den 3 Landkreisen dieser Region mit einer Gesamtleistung von 121,4 Gigawatt. Vor allem in den Jahren um die Jahrtausendwende konnte man von einem Biogas-Boom sprechen. Inzwischen kommen nur wenige Biogasanlagen dazu. Umso interessanter ist es, wenn neue Biogasanlagen mit neuen Konzepten verwirklicht werden.
Vom Klärschlamm zum Biogas
Noch in diesem Jahr möchte das Unternehmen mit dem Namen Varem-Energie GmbH aus der Schweiz mit dem Bau einer großen Biogasanlage auf einem ehemaligen NVA-Tanklager in der Nähe von Damsdorf beginnen. Ziel ist es diese innovative Anlage im Sommer 2026 in Betrieb zu nehmen.
Rund 75 Millionen Euro soll die Biogasanlage kosten. Auch in dieser Anlage wird aus Biomasse Biogas erzeugt. Allerdings werden hier nicht landwirtschaftlich anfallende Grundstoffe wie Gülle, Mist und landwirtschaftliche Produkte wie Mais verarbeitet, sondern nur Klärschlamm und Reststoffe aus der Lebensmittelindustrie. Der Klärschlamm soll aus dem nahegelegenen Klärwerk in Jeserig herangefahren werden. Der Geschäftsführer des kommunalen Entsorgers Aweg mit Sitz in Jeserig Stefan Sziwek freut sich auf die Übernahme des Klärschlamms, da nun die kostspielige Entsorgung des ständig anfallenden Klärschlamms wegfallen würde. In Zukunft soll dieser Klärschlamm vom Klärwerk in Jeserig nach Damsdorf in die neue Biogasanlage mit dem Namen „Energiecenter Damsdorf“ gebracht werden.
Zwei Nutzen durch die gleiche Anlage
Durch diese Anlage entsteht nicht nur Biogas, sondern auch Abwärme, welche für das geplante örtliche Wärmenetz genutzt werden soll. Der Wärmeeintrag der Biogasanlage wird mit einem weiteren Abwärmelieferanten in Damsdorf koordiniert, so dass beide Wärmeproduzenten ihre Abwärme in das gleiche künftige lokale Netz in Absprache einspeisen können. Diese innovative Anlage soll durch die Nutzung von Klärschlamm bisher weltweit einzigartig sein. Integriert in dieses Gesamtprojekt ist ein Batteriespeicher der sowohl Strom als auch Abwärme speichert. Damit wird die ohnehin hohe Flexibilität von Biogasanlagen und die Versorgungssicherheit des Gesamtnetzes insbesondere bei Dunkelflauten noch einmal gesteigert. Nach der Räumung der noch vorhandenen vielen NVA-Tanks auf dem vorgesehenen Gelände kann mit dem Bau der Anlage begonnen werden, die bei Fertigstellung bis zu 150.000 Tonnen Abfälle pro Jahr verarbeiten kann.
Kohlensäure und Hydrokohle als weitere Nebenprodukte
Neben dem Strom und der Abwärme soll als Nebenprodukt Kohlensäure für die Lebensmittelindustrie und sogenannte Hydrokohle entstehen. Hydrokohle wird als ein umweltfreundlicher Energieträger als Ersatz für Braunkohle gesehen. Es gibt am Ende der Produktionskette keine Abfälle, um die man sich noch kümmern müsste. Der eingesetzte Klärschlamm und die Reststoffe aus der Lebensmittelindustrie sind zu 100% in wieder verwertbare Stoffe verwandelt worden, womit diese Biogasanlage einen geschlossenen Kreislauf der eingesetzten Biomasse garantieren kann. Was in dieser Biogasanlage nicht zum Einsatz kommen soll, sind Energiepflanzen wie etwa Mais, da diese am Ende einen wirtschaftlich nicht tragbaren Wirkungsgrad pro genutzter Flächeneinheit aufweisen. Damit steht diese Biogasanlage nicht in Konkurrenz zu Landwirtschaftsflächen. Ist dies der neue Weg für künftige Biogasanlagen?
Zusätzlich entstehen auf dem neuen Standort in Damsdorf 15 neue Arbeitsplätze. Daüber hinaus kann sich die Gemeinde auf eine zugesagte Gewinnbeteiligung nebst Gewerbesteuereinnahmen freuen.
Veröffentlichung: 03.06.2025