Veranstaltungsreihe „Wasserstofftour durch die Regionen“ in diesem Jahr fortgesetzt
Im Rahmen der Wasserstofftour des Wirtschaftsministers von Brandenburg, Prof. Dr.-Ing. Steinbach, durch die Regionen Brandenburgs konnte Anfang Juni dieses Jahres die zweite regionale Wasserstoffkonferenz in der Heimvolkshochschule am Seddiner See in der Region Havelland-Fläming durchgeführt werden. Zugegen waren neben weiteren Besuchern Herr Prof. Dr. Steinbach, Herr Landrat Lewandowski, der Beigeordnete Herr Koch vom Landkreis Havelland sowie mehrere Bürgermeister aus der Region.
Im idyllisch grünen Ambiente am Seddiner See schenkten beide Redner Prof. Dr.-Ing. Steinbach und Herr Landrat Lewandowski dem Publikum reinen Wein ein und wiesen darauf hin, dass künftig weniger finanzielle Ressourcen für die notwendige Transformation des Energiesektors zur Verfügung stehen werden. Diese knapper werdenden Ressourcen stünden auch im Zusammenhang mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, welches klar stellte, dass die für die Coronaauswirkungen nicht genutzten Gelder, nicht zu Gunsten des Klimafonds umgewidmet werden können. Dieses Urteil hat viele Klimaschutzprojekte vorerst ausgebremst. Umso mehr gilt es privates Kapital für den energetischen Umbau zu aktivieren, so Steinbach.
Herr Landrat Lewandowski führt dazu aus, dass die über die Machbarkeitsstudie Havelland aufgezeigten, zumindest theoretisch funktionierenden, Wirtschaftsketten nur mit finanzieller Hilfe der EU, des Bundes bzw. des Landes verwirklicht werden können. Beispielsweise möchte die Havelbus Verkehrsgesellschaft mbH einen Teil Ihrer Busflotte von Verbrennermotoren (Diesel) auf Wasserstoffbasis umstellen. Dafür notwendige finanzielle staatliche Unterstützungen wurden bisher vom Bundesverkehrsministerium versagt, so Herr Landrat Lewandowski. Da ein Dieselbus etwa 370.000 €, ein Bus mit Wasserstoffantrieb hingegen etwa 750.000 € kostet, müssten zur Umstellung der Busflotte die Fahrpreise nahezu verdoppelt werden, was niemand umsetzen möchte. Eine alleinige Finanzierung der Mehrkosten durch die Umstellung der Buse kann die Busgesellschaft allein nicht leisten.
Herr Prof. Dr.-Ing. Steinbach wies in seiner Ansprache gleichfalls darauf hin, dass die Zukunft für die energetische Transformation für ganz Europa rauer sein wird. Es werden künftig weniger Gelder für den Bereich zur Förderung einer notwendigen Wasserstoffinfrastruktur bzw. der Förderung der Umstellung von Diesel- auf Wasserstoffflotten zur Verfügung stehen. Er sprach aber gleichzeitig den Konferenzteilnehmer/innen Mut zu, den Optimismus und die Hoffnung nicht zu verlieren. „Wir brauchen jetzt einen langen Atem und Durchhaltevermögen damit die Defossilisierung der Wirtschaft langfristig gelingt“.
Die in der Wasserstofftour vorgestellten Wasserstoffprojekte zeigten auf, dass es viele Ideen gibt, welche sich wirtschaftlich darstellen lassen. Die Rathenower Wärmeversorgung GmbH plant beispielsweise die Implementierung einer Power-to-Heat-Anlage, welche durch einen vorgesehenen Windpark mit Strom versorgt werden soll. Um die Schwankungen der erneuerbaren Stromerzeugung optimal zu nutzen, soll zusätzlich ein Elektrolyseur überschüssige Energie als Wasserstoff speichern, der bei Bedarf in den Wärmekreislauf wieder eingesetzt wird.
Auch im Windparkprojekt Mückendorf bei Baruth soll die über einen Windpark produzierte Energie durch einen Elektrolyseur in Wasserstoff umgewandelt, der für verschiedene Derivate zur Laminatproduktion im Gewerbegebiet, vor allem durch das Unternehmen Classen, verwendet werden soll. Der Vorteil für das Unternehmen ist die Unabhängigkeit und die Sicherstellung von sauberer, lokal produzierter Energie. Gleichzeitig sollen die großen bisher kaum genutzten Abwärmemengen des Unternehmens künftig für ein Wärmenetz zur Verfügung gestellt werden, dass ganz Baruth und das kleine Dorf Mückendorf mit Nahwärme versorgt. Allerdings sind die dafür ausgesuchten Flächen für die Windparks in Rathenow und in der Stadt Baruth als Schutzgebiete ausgewiesen, so dass hier erst ein Einvernehmen mit dem Naturschutz hergestellt werden muss. In beiden Fällen ist die Entscheidung noch offen, ob die in Frage kommenden Flächen für die vorgesehenen Windparks zur Verfügung stehen werden.
Ein anderes Thema schnitt Herr Christoph Fiala von der Firma „H2 Power n`Heat“ mit seiner H2-Power-Box an, die als alltagstaugliches günstiges Plug-and-Play-System die Reichweite von E-Wagen um bis zu 30% steigern kann. Vor allem im Winter kann dieses Aggregat Wärme und Strom liefern, und damit die Hauptbatterie entlasten, was fast zu einer Verdoppelung der winterlichen E-Fahrzeug-Reichweite führt. Die inzwischen marktreife Power-Box wurde auch unter Mithilfe der Investitionsbank Brandenburg ILB und vor allem der technische Part durch die Technische Universität Berlin unterstützt.
Herr Waters von der GASAG stellte die Weiterentwicklung des Standortes Energiewendelabor in Ketzin/Havel vor. Bis zum Jahr 2032 sollen dutzende von Reisebussen und Müllfahrzeugen auf Wasserstoffverbrauch umgestellt werden die über eine Tankstelle südlich von Nauen versorgt werden können. Gleichzeitig ist auch in diesem Projekt der Aufbau eines Wärmenetzes für Ketzin angedacht, dass durch die Abwärme eines vorgesehenen Elektrolyseurs versorgt werden soll. Viele Fragen aus dem Publikum dazu konnten beantwortet werden.
Die Vorstellung des Wasserstoffmarktplatzes durch Frau Kaminski von der Wirtschaftsförderung Brandenburg rundete den theoretischen Teil der Konferenz ab.
Im praktischen Teil der Konferenz stellten die Ingenieure des kleinen Betriebes H2 Power n`Heat den mitgebrachten Prototyp eines PoC Fahrzeuges (batterieelektrisches Serienfahrzeug mit H2-Power Box) dem begeisterten Publikum vor, und beantworteten gleichzeitig eine Vielzahl von Fragen. Ganz sicher werden wir im nächsten Jahr wieder mit ebenso interessanten Beiträgen die jährliche Wasserstofftour mit Leben füllen.
Vorträge der Wasserstofftour 2024 in der Region Havelland-Fläming
Einführung in die Entwicklungen der Wasserstoffwirtschaft im Land Brandenburg
Herr Stephan Schlegl, Frau Melanie Scheibe, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg (MWAE)
Wasserstoff im Havelland: Technische und wirtschaftliche Potentialbetrachtung für eine klimafreundliche Wärmeversorgung in Rathenow
Herr Dipl.-Ing. Günter Rall, Geschäftsführer der Rathenower Wärmeversorgung GmbH
H2-Power-Box, Alltagstaugliches, günstiges Plug-and-Play-System
Herr Christoph Fiala, Geschäftsführer der H2 Power n Heat GmbH
Wasserstoffproduktion zur Dekarbonisierung eines Gewerbegebietes und eines kommunalen Nahwärmenetzes, Bsp. Windpark Baruth/Mückendorf
Herr Stephan Wiggeshoff, Standortleiter der „naturwind potsdam GmbH“
Erneuerbarer Wasserstoff für das Havelland - Regionaler Wasserstoff für den Transportsektor
Herr Reinier Waters, GASAG
Vorstellung des Wasserstoffmarktplatz für Brandenburg und Berlin
Frau Birgit Kaminski, Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB)
Stand: 12.06.2024